Chronik der Clay-Schule

1974

Ab dem Frühjahr 1974 nehmen Planungsgruppen mit interessierten Lehrkräften aus allen Bezirken ihre Tätigkeit auf. Für die zukünftige 6.O. nahmen Evelyn Terzioglu, Helga Köhler und Peter Gottfried an den Vorbereitungskursen teil. Der Schultyp „Gesamtschule“ ist der Kern der Berliner Schulreform.

Die Vorbereitungsgruppen tagen an der Karlsgartenschule und an der Rütli-Schule. Professor Günter Gruska von der Pädagogischen Hochschule stellt während einer Planungssitzung mit seinen Lehrerstudenten Christian Crämer, Willi Gern und …. Lüders den zukünftigen Verantwortlichen sein Musikmodell vor, welches in Pilotform bereits an der Nobel-Oberschule eingerichtet wurde. Die Zuhörenden sind begeistert und befürworten die Verwirklichung des Projekts an unserer Schule.

Ab dem Mai 1974 wird an der bereits existierenden Walter-Gropius-Schule ein Büro eingerichtet, um die Schulgründung vorzubereiten. Im Juni 1974 zieht das Büro an das noch nicht fertiggestellte Gebäude „An den Achterhöfen“ um, das die spätere 5.O. beherbergen soll.

Am 16. August 1974 treffen sich die 3 künftigen Kollegien der 4., 5. und 6.O. unter der Leitung von Stadtrat Böhm und Schulrat Dachmann am Standort „An den Achterhöfen“. 3 Tage später beginnt dort der Unterricht in dreißig (!) 7. Klassen à 31 Schülern. Jede Schule bekommt im 5geschossigen Gebäude eine Ebene zugeteilt.

1975 – 1980

Am 27. Januar 1975 veranstaltet die 6.O. unter der Leitung von Professor Gruska  „An den Achterhöfen“ ihre erste Musikshow mit 200 mitwirkenden Schülern und 800 (!) Gästen.

26./27.5.1975: das Gebäude der 6.O. an der Lipschitzallee wird fertiggestellt. 2 Wochen später zieht das Kollegium mit 5 privaten PKW in zahlreichen Pendelfahrten mit dem gesamten Instrumentarium in den Neubau um.

16. Juni 1975: Erste Versetzungs- und Zensurenkonferenz für zehn 7. Klassen (Dauer: 5 Stunden!)

Nach den Sommerferien ist der 13. August 1975 der erste Schultag im eigenen Gebäude. Die zehn Kerngruppen des jetzt 8. Jahrgangs ziehen in die Lipschitzallee um, die 10 neuen 7. Klassen werden eingeschult. Die oberen Ebenen werden von der 4. OR und der 8. OH für zwei Jahre in Auslagerung genutzt, da Neukölln immense Schulraumnot hat.

Zu diesem Zeitpunkt besteht das Kollegium der 6.O. noch zu 55% aus Lehramtsanwärtern (L.z.A.).

Im Sommer 1975 fällt die Entscheidung, an Gesamtschulen eigene Oberstufen einzurichten.

Ab November 1975 werden zahlreiche „Bomben- und Feueralarme“  durch Schüler und durch anonyme Anrufe ausgelöst.

Im Februar 1977 fällt die Klimaanlage zum ersten Male aus, worauf die Schüler in einen mehrstündigen Streik treten, da ein Großteil des Unterrichts in klimatisierten und nicht manuell belüftbaren Räumen erteilt wird.

Ab dem November 1977 wird durch Vorbereitungsgruppen die Einrichtung der gymnasialen Oberstufe an der 6.O. geplant, im August 1978 entsteht die Oberstufe aus den geeigneten Absolventen der 10. Klassen unter der Leitung des ehemaligen Fachbereichsleiters für Französisch, Detlef Schikorr. Die Schule heißt jetzt 6.O./OG.

Seit dem 25. Januar 1979 arbeitet die Klimaanlage wieder sehr unregelmäßig, Lehrer und Schüler rufen zum Boykott des Gebäudes auf.

Im gleichen Monat erkrankt Herr Merseburg schwer, die Fachbereichsleiter teilen sich mit dem stellvertretenden Direktor (Dr. Birkholz) und dem Pädagogischen Koordinator (Hr. Görlitz) die Aufgaben der Schulleitung.

1980 – 1985

Am 2. Mai 1980 (der 35. Jahrestag der Kapitulation Berlins) wird aus der 6.O/OG die Clay-Oberschule. Namenspatron ist der amerikanische General Lucius D. Clay, der in der Zeit der Berlin-Blockade Stadtkommandant von Berlin war.

Claus Dieckgräber, der stellvertretende Schulleiter der 5.O. (spätere Heinrich-Mann-Oberschule), wird im Oktober 1980 vom Schulamt als kommissarischer Schulleiter der Clay-Oberschule eingesetzt. Im Dezember des gleichen Jahres finden die ersten Abiturprüfungen statt.

Evelyn Terzioglu, die Leiterin des Fachbereiches Gesellschaftskunde, wird im Januar 1981 vom Kollegium mit absoluter Mehrheit als neue Schulleiterin vorgeschlagen, sie wird im Juni 1981 durch das Schulamt bestätigt und eingesetzt.

Am 3. Mai 1981 tanzen und musizieren  zum Jubiläum „100 Jahre Karstadt“ zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Clay-Oberschule auf mehreren Ebenen des Parkhauses am Hermannplatz vor ca. 30.000 Besuchern.

Ab 1983 wird das Musikprofil der Clay-Schule durch je 23 Lehrerstunden aus Senats- und aus Bezirksmitteln gefördert. Musik wird als Schwerpunkt der Schule bestätigt.

1985 – 1990

Am 20. April 1985 werden die 10-Jahres-Feiern der Clay-Oberschule mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Gesamtschule heute“ eröffnet. Sportliche Wettkämpfe, eine Ausstellung zur Geschichte Berlins und der Berlin-Blockade und eine feierliche Baumpflanzung ergänzen die Feierlichkeiten.

Zwischen Frühjahr und November 1985 wird der Schulhof aus Asphalt, Beton und Plattenbelag in eine Gartenanlage umgewandelt. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen und Eltern sind an den Aktionen beteiligt.

Nach monatelangen Vorbereitungen beginnt im August 1985 das erste Halb-Jahrgangsteam unter der Leitung von Helmut Sterzing mit seiner Arbeit. Vorbild ist das Team-Kleingruppen-Modell (TKM), das zu diesem Zeitpunkt bereits an verschiedenen Schulen Westdeutschlands mit Erfolg betrieben wird und eine größere Verantwortlichkeit mit einem höheren Maß an pädagogischer Betreuung garantiert. In den Nachfolgejahren gehen alle Jahrgänge zur Teamstruktur über, das Jahrgangsmodell steht nun strukturell gleichberechtigt neben der Fachbereichsstruktur.

Im gleichen Jahr wird der Clay-Merker eingeführt, der Vorläufer des heutigen Log-Buches.

Im Jahr 1986 erhält die Clay-Oberschule den Umweltpreis des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz.

15. Februar 1988: Asbestfunde in Decken und Wänden der Bildungszentren führen zu Diskussionen über die Gefahren dieses Baustoffes und einem mehrtägigen Schulstreik, der vom Kollegium ausgeht. Durch Asbestmessungen und die Sperrung von Räumen wird der Unterricht stark beeinträchtigt.

Sachverständige und Beauftragte des Kollegiums untersuchen die Schule und finden neue Asbestherde in den Decken des Gebäudes. Am 15. März 1988 werden schließlich die vorläufige Schließung des Gebäudes und die geplante Asbestentsorgung verkündet. Die 1200 Schüler der Clay-Schule müssen ausgelagert werden.

Am 14. April 1988 (Ende der Osterferien) wird die Clay-Oberschule auf insgesamt 9 verschiedene Standorte in ganz Neukölln verteilt  (Wildhüterweg, Hasenhegerweg, Harzer Straße, Wutzkyallee, Kornradenstraße, Tischlerzeile, Efeuweg, Helmholtzschule, WGS und 1. OSZ Rudower Straße). Das Kollegium steht vor ungeheuren Belastungen, „Unterricht aus dem Kofferraum“ ist die Methode der Stunde.

Nach den Sommerferien 1988 müssen die Standorte teilweise gewechselt werden, die Jahrgangsleiter schreiben eigene Stundenpläne, der Fachunterricht kann nur noch in Ansätzen stattfinden. Die Schulleitung harrt noch im Gebäude aus.

Am 26.8. 1988 wird nach neuen besorgniserregenden Messergebnissen eine Totalschließung des Gebäudes verkündet, das Betreten wird verboten. Es gibt keine Möglichkeit mehr an Unterrichtsmaterialien heranzukommen.

Bis Oktober 1988 wird eine kostspielige Asbestentsorgung durchgeführt, deren Erfolg den Betroffenen fragwürdig erscheint. Dennoch gibt es am 19. Oktober einen Wiedereinzug in die Lipschitzallee.

Frau Terzioglu wurde Oberschulrätin in der Senatsschulverwaltung  und der Posten des Schulleiters wurde vakant. Am 2. November 1988 wurde Detlef Schikorr vom Kollegium als Nachfolger zum neuen Schulleiter gewählt.

Neue Probemessungen ergeben im Januar 1989, dass die Asbestsanierung gescheitert ist. Die Messwerte liegen weiterhin im gesundheitsgefährdenden Bereich. Am 9. Januar wird das Gebäude erneut gesperrt und eine neue Auslagerung auf diesmal acht Standorte muss organisiert werden. Eine Rückkehr in dieses Gebäude wird nunmehr von den Betroffenen ausgeschlossen.

Zahlreiche Protestaktionen und Demonstrationen im Frühjahr 1989 münden in der Forderung: „Wir brauchen einen Neubau für die Clay-Schule“. Viele weitere Bildungszentren sind betroffen und das Abgeordnetenhaus beschließt den zügigen Aufbau von Ersatzgebäuden.

Die Schüleranmeldungen im Frühjahr 1989 verlaufen katastrophal. Wer will schon sein Kind an einer Schule ohne festes Gebäude anmelden und dessen Lehrer auf 8 Schulgebäude verteilt sind?

In der Rekordzeit von 9 Monaten wird für die Clay-Schule zwischen März und Dezember 1989 ein Ersatzgebäude am Bildhauerweg errichtet, das am 8. Januar 1990 bezogen werden kann.

1990 – 1995

Alle sind glücklich, wieder unter einem Dach zu sein. „Clay Together“ heißt das Motto eines großen Schulfestes, das viel Resonanz in der Öffentlichkeit erzielt.

Im April 1991 beginnen die Austauschprogramme mit der Benjamin Franklin Highschool in New Orleans, daneben gibt es Kontakte mit Schulen in Oslo, Danzig und in der Neuköllner Partnerstadt Usti nad Orlici, später auch mit Finnland.

Die Anmeldezahlen für die Clay-Schule gehen rapide nach oben. Mitte der 90er Jahre erreichen sie einen Rekordwert von fast 400 Anmeldungen für 240 Plätze.

Im Schuljahr 1993/94 beginnt der Schulversuch zur gemeinsamen Unterrichtung von behinderten und nichtbehinderten Schülern in der Kooperation mit der Martin-Lichtenstein-Schule.

Wulf Niepold leitet gemeinsam Renate Stechert, mit einer Kollegin der Lichtenstein-Schule die erste Integrationsklasse der Clay-Oberschule. Für die Betreuung der Kinder stehen pro Klasse etwa 20 (!) Zusatzstunden zur Verfügung.

Im Oktober 1993 erhält die Schulgarten AG Auszeichnungen und baut einen großen Schulteich mit großzügiger Unterstützung durch Neuköllner Betriebe und tatkräftigem Einsatz der Eltern.

Im März 1995 erreicht die Clay-Schule ihren größten sportlichen Erfolg: Die Jungenstaffel erzielt einen sensationellen vierten Platz im Skilanglauf beim Bundesfinale des Wettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“.

Am 23. Juni 1995 feiert die Schule mit einem großen Schulfest ihren 20. Geburtstag.

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